Uno-Staaten einigen sich auf historisches Hochsee-Abkommen zum Schutz der Weltmeere

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Marathonverhandlungen in New York Uno-Staaten einigen sich auf historisches Abkommen zum Schutz der Weltmeere

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Buckelwal vor der Kuste Ecuadors

Foto: A2800 epa Jose Jacome/ dpa

Nach 15 Jahren zaher Verhandlungen bei den Vereinten Nationen um ein internationales Abkommen zum Schutz der Weltmeere ist ein Durchbruch erzielt worden. Die Uno-Mitgliedsstaaten einigten sich nach einer Marathonsitzung von fast 40 Stunden auf einen Text, wie Verhandlungskreise am Samstagabend (Ortszeit) in New York mitteilten.

Ziel der Verhandlungen war es vor allem, dass kunftig mindestens 30 Prozent der Weltmeere als Schutzgebiete ausgewiesen werden. Zudem wurde ein Verfahren festgelegt, um wirtschaftliche Projekte, Expeditionen und andere Aktivitaten in den Meeren auf ihre Umweltvertraglichkeit hin zu prufen. Außerdem soll das Abkommen die biologische Vielfalt auf Hoher See unter international verbindlichen Schutz stellen. Zwei Drittel der Ozeane gehoren zur Hochsee und sind damit ein weitgehend rechtsfreier Raum.

»Das Schiff hat das Ufer erreicht«, sagte die Leiterin der Uno-Konferenz, Rena Lee, am Samstagabend (Ortszeit) am Sitz der Vereinten Nationen in New York unter dem Beifall der Delegierten. Der Text, auf den sich die Delegierten nach zwei Wochen intensiver Gesprache einigten, kann nach Angaben von Konferenzleiterin Lee nun nicht mehr wesentlich geandert werden. »Es wird keine Wiederaufnahme oder inhaltliche Diskussionen mehr geben«, erklarte Lee den Unterhandlern. Das Abkommen solle formell beschlossen werden, sobald es von Juristen gepruft und in die sechs Amtssprachen der Vereinten Nationen ubersetzt worden sei, kundigte Lee an.

Uno-Generalsekretar Antonio Guterres lobte die Delegierten nach Angaben eines Sprechers und sagte demnach, die Vereinbarung sei ein »Sieg fur den Multilateralismus und fur die globalen Bemuhungen, den zerstorerischen Trends entgegenzuwirken, die die Gesundheit der Meere bedrohen«. Der Inhalt des Textes wurde zunachst nicht veroffentlicht. Laura Meller von der Umweltschutzorganisation Greenpeace sprach jedoch bereits von einem »historischen Tag fur den Naturschutz«. Die Einigung auf das Hochseeabkommen sei »ein Zeichen dafur, dass in einer zerstrittenen Welt der Schutz der Natur und der Menschen uber die Geopolitik triumphieren kann«.

Unklar blieb zunachst, ob Russland und China Teil des Abkommens sein werden. Verhandlerinnen und Verhandler zweifelten wegen der als destruktiv wahrgenommenen Haltung der Delegation aus Moskau daran. Aber auch China galt als Wackelkandidat.

Komplizierte Verhandlungen

Mit einem Abkommen zum Schutz der Hochsee hatten sich die Lander der Welt rund 15 Jahre lang auseinandergesetzt, seit 2008 gab es mehrfach Verhandlungsrunden dazu. Im vergangenen August wurde eine Konferenz ergebnislos vertagt. Unmittelbar vor dem Durchbruch in New York gab es dann bei einer anderen Ozeankonferenz in Panama eine Einigung: Die Teilnehmer sagten fast 20 Milliarden US-Dollar (18,8 Milliarden Euro) fur den Schutz der Meere zu. Allein die US-Regierung versprach fast sechs Milliarden Dollar fur 77 Projekte.

Zuletzt ging es bei den komplizierten Verhandlungen der funften Konferenz zwischen den Uno -Mitgliedstaaten in New York um die Frage, wie kunftig festgelegt werden soll, welche Teile der Hochsee als Schutzgebiet definiert werden. Vor allem China und Russland pochten Diplomatinnen und Diplomaten zufolge darauf, dass dies einstimmig geschehen musse – dann hatte ein einzelnes Land jede Entscheidung blockieren konnen. Das wurde nun offenbar umgangen: Aus Diplomatenkreisen verlautete in der Nacht zum Sonntag, dass die Schutzgebiete bereits mit einer Dreiviertelmehrheit der Mitgliedstaaten festgelegt werden konnen sollen.

Ein weiterer Schlusselkonflikt drehte sich um potenziell ertragreiche Forschungserkenntnisse, von denen niemand weiß, ob sie jemals Realitat werden: Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen erhoffen sich durch den Fund bislang unbekannter Lebewesen in der kaum erforschten Tiefsee und deren Erbgut Durchbruche zum Beispiel in der Medizin. Sollte es tatsachlich zu fundamentalen Fortschritten kommen, ließe sich daraus wohl großer Profit schlagen.

Bei dieser Frage rangen die Lander des sogenannten Globalen Sudens vor allem mit den fuhrenden Industriestaaten im Norden. Da die großten Volkswirtschaften auch die meisten der erhofften Ertrage auf sich vereinen durften, wurde ein Mechanismus fur Ausgleichszahlungen an armere Lander etabliert. Der erzielte Kompromiss sieht nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa jahrliche Pauschalzahlungen seitens der Industrielander vor.

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Marathonverhandlungen in New York Uno-Staaten einigen sich auf historisches Abkommen zum Schutz der Weltmeere. Artikel zum Horen • 4 Min. Zur Playlist. Anhoren. Kommentare offnen. Zur Merkliste hinzufugen. Link kopieren. E-Mail. Messenger. WhatsApp. Link kopieren. Bild vergroßern. Buckelwal vor der Kuste Ecuadors. Foto: A2800 epa Jose Jacome/ dpa. Nach 15 Jahren zaher Verhandlungen bei den Vereinten Nationen um ein internationales Abkommen zum Schutz der Weltmeere ist ein Durchbruch erzielt worden. Die Uno-Mitgliedsstaaten einigten sich nach einer Marathonsitzung von fast 40 Stunden auf einen Text, wie Verhandlungskreise am Samstagabend (Ortszeit) in New York mitteilten. Ziel der Verhandlungen war es vor allem, dass kunftig mindestens 30 Prozent der Weltmeere als Schutzgebiete ausgewiesen werden. Zudem wurde ein Verfahren festgelegt, um wirtschaftliche Projekte, Expeditionen und andere Aktivitaten in den Meeren auf ihre Umweltvertraglichkeit hin zu prufen. Außerdem soll das Abkommen die biologische Vielfalt auf Hoher See unter international verbindlichen Schutz stellen. Zwei Drittel der Ozeane gehoren zur Hochsee und sind damit ein weitgehend rechtsfreier Raum. »Das Schiff hat das Ufer erreicht«, sagte die Leiterin der Uno-Konferenz, Rena Lee, am Samstagabend (Ortszeit) am Sitz der Vereinten Nationen in New York unter dem Beifall der Delegierten. Der Text, auf den sich die Delegierten nach zwei Wochen intensiver Gesprache einigten, kann nach Angaben von Konferenzleiterin Lee nun nicht mehr wesentlich geandert werden. »Es wird keine Wiederaufnahme oder inhaltliche Diskussionen mehr geben«, erklarte Lee den Unterhandlern. Das Abkommen solle formell beschlossen werden, sobald es von Juristen gepruft und in die sechs Amtssprachen der Vereinten Nationen ubersetzt worden sei, kundigte Lee an. Uno-Generalsekretar Antonio Guterres lobte die Delegierten nach Angaben eines Sprechers und sagte demnach, die Vereinbarung sei ein »Sieg fur den Multilateralismus und fur die globalen Bemuhungen, den zerstorerischen Trends entgegenzuwirken, die die Gesundheit der Meere bedrohen«. Der Inhalt des Textes wurde zunachst nicht veroffentlicht. Laura Meller von der Umweltschutzorganisation Greenpeace sprach jedoch bereits von einem »historischen Tag fur den Naturschutz«. Die Einigung auf das Hochseeabkommen sei »ein Zeichen dafur, dass in einer zerstrittenen Welt der Schutz der Natur und der Menschen uber die Geopolitik triumphieren kann«. Unklar blieb zunachst, ob Russland und China Teil des Abkommens sein werden. Verhandlerinnen und Verhandler zweifelten wegen der als destruktiv wahrgenommenen Haltung der Delegation aus Moskau daran. Aber auch China galt als Wackelkandidat. Komplizierte Verhandlungen. Mit einem Abkommen zum Schutz der Hochsee hatten sich die Lander der Welt rund 15 Jahre lang auseinandergesetzt, seit 2008 gab es mehrfach Verhandlungsrunden dazu. Im vergangenen August wurde eine Konferenz ergebnislos vertagt. Unmittelbar vor dem Durchbruch in New York gab es dann bei einer anderen Ozeankonferenz in Panama eine Einigung: Die Teilnehmer sagten fast 20 Milliarden US-Dollar (18,8 Milliarden Euro) fur den Schutz der Meere zu. Allein die US-Regierung versprach fast sechs Milliarden Dollar fur 77 Projekte. Zuletzt ging es bei den komplizierten Verhandlungen der funften Konferenz zwischen den Uno -Mitgliedstaaten in New York um die Frage, wie kunftig festgelegt werden soll, welche Teile der Hochsee als Schutzgebiet definiert werden. Vor allem China und Russland pochten Diplomatinnen und Diplomaten zufolge darauf, dass dies einstimmig geschehen musse – dann hatte ein einzelnes Land jede Entscheidung blockieren konnen. Das wurde nun offenbar umgangen: Aus Diplomatenkreisen verlautete in der Nacht zum Sonntag, dass die Schutzgebiete bereits mit einer Dreiviertelmehrheit der Mitgliedstaaten festgelegt werden konnen sollen. Ein weiterer Schlusselkonflikt drehte sich um potenziell ertragreiche Forschungserkenntnisse, von denen niemand weiß, ob sie jemals Realitat werden: Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen erhoffen sich durch den Fund bislang unbekannter Lebewesen in der kaum erforschten Tiefsee und deren Erbgut Durchbruche zum Beispiel in der Medizin. Sollte es tatsachlich zu fundamentalen Fortschritten kommen, ließe sich daraus wohl großer Profit schlagen. Bei dieser Frage rangen die Lander des sogenannten Globalen Sudens vor allem mit den fuhrenden Industriestaaten im Norden. Da die großten Volkswirtschaften auch die meisten der erhofften Ertrage auf sich vereinen durften, wurde ein Mechanismus fur Ausgleichszahlungen an armere Lander etabliert. Der erzielte Kompromiss sieht nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa jahrliche Pauschalzahlungen seitens der Industrielander vor. Diskutieren Sie mit. Feedback.